Easy Sailer Wibo 930
Easy Sailer                                                                  Wibo 930

Neues & Aktuelles

Datum: 15.08.2013

Start: Lemmer,
09:40 Uhr

Crew: Alex. Jette,
Lukas und Pat

angedachtes Ziel:
Workum, vor der Schleuse

tatsächliches Ziel
bei Ende: Stavoren, Marina Stavoren Innenhafen, festgemacht 15 Uhr, Box 198

zurückgelegte
Distanz: 18, 4 sm ( laut anwb waterkaart App, iPad )

Wind: 3-4 aus S,
später 4 aus SW

 

Nachdem wir
rechtzeitig wach und auf waren, sollte es heute über das Ijsselmeer nach Workum
gehen. Zu meinem Lieblings-Liegeplatz vor dem Schleuse. Da gibt es immer etwas
zu gucken, es ist nicht voll und man hat seine Ruhe. Lediglich der Zustand der
sanitären Einrichtungen ist überschaubar. Nicht dreckig aber halt schlicht.

 

Wir legten um
09:40 Uhr nach einer Sicherheitswesten- Unterweisung ab und es ging vorbei an
der Werft und Friese Hoek Richtung erster Wegpunkt: Kardinalstonne SB Zuid,
Steile Bank, 5°35.801’ E / 52°49.214’ N durch die Fahrrinne. Der Wind war
frisch und das Wasser zwar in sichtbarer Bewegung aber nicht aufgeregt.
Windstärke zu diesem Zeitpunkt die angesagten 3 bft.

Nach passieren der
Kreuzungstonne dann der Kurs weiter unter Motor Richtung SB Zuid
Kardinalstonne.

Weiter unter Motor
? Eigentlich sollte mit passieren der Kreuzungstonne segeln möglich sein.
„Eigentlich“ ! Da der Wind bereits jetzt mehr aus SW kam, ging dieser Plan nicht
auf. Also weiter unter Motor. Leider ! Die 2,6 sm gegen die sich leicht
aufbäumenden Wellen bis zur Kardinalstonne versprach ich meiner Crew, daß nach
der nächsten Tonne „alles besser wird“ und dann auch das „lästige Schaukeln“
erheblich nachlassen würde. Das ich meine Crew zu diesem Zeitpunkt
unwissentlich anlog, wurde später sehr schnell klar.

Aber wir kamen
schließlich an der SB Zuid an und ab jetzt ging es 270° parallel zur Küste Richtung
unserem zweiten Wegpunkt ( VZ Zuid, Vrouwezand, 5°21.153’ E / 52°49.282’ N ) . Entlang
der Küste sollte auch bedeuten, dass wir immer Blickkontakt zum Land haben
würden. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt, wenn man Crewmitglieder an Bord
hat, die noch nie das Ijsselmeer besegelt haben. Aber zu diesem beruhigenden
Ausblick sollte es nicht kommen. Noch vor erreichen der Kardinalstonne setzte
der für ca. 3 Stunden später prognostizierte Regen ein. Und dieser nahm uns
auch alsbald die Sicht auf das Festland. Spätestens hier hinterfragten wir
unser heutiges Ziel und das damit verbundene Abenteuer „Ijsselmeer“. Wir
sprachen uns aber alle dafür aus, erst einmal die Segel zu setzen und
abzuwarten, wie sich das Boot ins Wasser legt und ob die unruhigen Bewegungen
nachlassen würden. Ich muss an dieser Stelle zugeben: Ich hätte die
Entscheidung treffen müssen, umzukehren. Habe es aber nicht getan. Nicht aus
falschem Ergeiz, sondern weil mir leider die Einsicht fehlte, dass es zumindest
für Alex und Jette unangenehm werden könnte. Für diese Fehleinschätzung habe

ich mich bei der Crew entschuldigt. Nachdem wir bei herrlichen Sonnenschein
fest im Marina Stavoren lagen, wurde die Entschuldigung auch angenommen.

Aber weiter zur Segelroute.
Die Segel wurde gesetzt und der Kurs mit 270° angelegt. Der Wind kam weiter mit
3, in Böen mit 4 bft. Jetzt aber komplett aus SW. Dementsprechend kein halber
Wind. Sondern „gegen an“. Das Boot wurde bei wenig Krängung dennoch merklich
ruhiger und somit auch die Crew. Bis zum zweiten Wegpunkt waren es nun ca. 8
sm. Sehr hilfreich bei der Navigation war dabei die App „anwb waterkaart“, die
ich auf unserem iPad installiert hatte und wunderbar bei der Orientierung half.
Die Durchschnittliche Geschwindigkeit lag bei etwa 5 - 5,5 knoten. Aber eine
Begeisterung für den Kurs, die Krängung oder die Geschwindigkeit sollte bei der
Crew nicht wirklich aufkommen. Der stetige Regen tat sein übriges. Und so kam
leider das, was absehbar wurde: die Seekrankheit kam. Da linderte auch mein
Geschwätz von wegen „wir sind gleich an der nächsten Tonne, dann wird’s besser“
nichts.

Dann kam der
„Ei-Unfall“: Da neben Kurs und Kränkung auch die Geschwindigkeit ein Seglerherz
höher schlagen lassen kann. wurde dieser erhöhte Herzschlag mit einer stark
einfallenden Böe kurzzeitig befriedigt. Diese Böe „katapultierte“ das Boot kurzeitig
auf satte 6,4 knoten. Leider auch begleitet von einer entsprechenden Kränkung.
Diese führte dazu, dass die nicht wirklich sicher untergebrachten fünf Eier auf
Backbord ihren Weg Richtung Steuerbord suchten und fanden. Die Landung konnte
auch durch den Sitzbankbezug und ein Kissen nicht derart abgefedert werden,
dass die Eier ihrer natürlichen Form treu blieben, sondern zerbrachen. Lukas,
der sich um den Schaden unter Deck kümmerte, sah schnell, dass der Bezug zu
reinigen, aber das Kissen nicht mehr zu retten war. Bevor noch das tropfende
Kissen den Rest des Bootes verschmutzen konnte und der Anblick der zerlaufenden
Eierinhalte bei bestehender Seekrankheit nicht zuträglich sind, wurde das
Kissen kurz entschlossen „entsorgt“. Für diese spontane Umweltsünde
entschuldige ich mich ausdrücklich.

Weiter ging es
Richtung Wegpunkt zwei. Dieser wurde dann auch endlich erreicht und nun sollte
wenigstens ein Versprechen eingelöst werden: Der Wind viel halb ein und das
Boot legt sich mit den stärker werdenden Wellen einträchtig zusammen. Das Boot
lief jetzt ruhig und so wurde die Seekrankheit wenigstens nicht schlimmer .
Aber wer schon einmal an diesem Zustand erkrank ist, weiß, dass auch nicht von
jetzt auf gleich alles wieder in Ordnung ist.

Der dritte
Wegpunkt konnte schnell auf dem diesigen Wasser ausgemacht und angesteuert
werden. Mit passieren dieses Wegpunktes wäre ein direktes Zusteuern auf den bis
dahin immer noch aktuellen Zielhafen Workum schön gewesen, gelang aber aufgrund
des dann achterlich einfallenden Windes nicht. Und: da wir nicht durchs Wasser
gleiteten, sondern die achterlich einfallenden Wellen uns immer wieder anhoben
und unsanft fallen ließen, war die Fahrt wieder unangenehm unruhig geworden.

Deswegen jetzt
endlich mal die richtige Entscheidung: statt der 5 sm nach Workum, den
„Katzensprung“ nach Stavoren. Also Großsegel geborgen und neuen Kurs angelegt.
Die Vermutung lag nahe, dass viele der wenigen auf dem Ijsselmeer befindlichen
Segler ähnlich froh waren, Stavoren in Blicknähe zu haben. Die uns entgegen
kommenden Boote erhielten mitleidige Blicke von Alex und Jette. Auch Lukas, der
dummerweise unter Deck eingeschlafen war, bekam plötzlich und unerwartet die
Brutalität des Unwohlseins zu spüren. Aber alle hielten sich tapfer.

Ich dachte noch
bei mir „jetzt gleich schleusen und alles ist wieder gut.“ Kein dummer Gedanke.
Allerdings führte die Vielzahl der Boote mit gleicher Gesinnung zu einigem
Andrang vor der Schleuse. Und vor der Schleuse herrschte immer noch sehr
knackiger Wind. Das Anlegemanöver geriet zum Balanceakt zwischen möglichst
nahem Anfahren an den Anleger und genügend Platz halten, damit das Boot nicht
plötzlich anschlägt. Das Manöver gelang Dank der mittlerweile gut eingespielten
Crew. Und mit den Handgriffen war zumindest bei Jette und Lukas die Übelkeit
fast wie verflogen. Wir mussten den zweiten Schleusengang abwarten um einfahren
zu können. Bei der Einfahrt, steuerbord neben uns eine kleinere etap mit zwei
Mann ( älteres Baujahr ) Besatzung. Da sie vor uns an der Schleuse waren,
wollte ich ihnen den Vorrang lassen. Alex erkannte die Situation besser und
rief mir zu, ich sollte vor dem Boot einfahren, da sie noch nicht fertig seien.
Da ich gut erzogen bin, löschte ich den berechtigen Hinweis und wollte die etap
vor uns ablegen und einfahren lassen. Dumm gelaufen. Das Boot legte ab, um dann
erst festzustellen, dass der Motor nicht einkuppelte und sie somit
manövrierunfähig auf uns zutrieben. Allerdings hatten auch wir bereits
abgelegt. Nachdem sich das Boot dann auf greifnähe unserer easy sailer genähert
hatte, griffen beide Besatzungsmitglieder beherzt zu und schlugen mir
freundlich direktiv vor, ich solle rückwärts fahren und sie zum sicheren
Anleger bringen. Das lehnte ich freundlich direktiv ab und forderte die beiden
ebenso freundlich auf, unser Boot loszulassen. Ich hätte sicherlich gerne
geholfen, aber ich konnte bei dem Wind nicht achterlich aus manövrieren um
unser „Beiboot“ sicher abzulegen. Zumal trieben wir auch bedenklich schaukelnd
gegen den Anleger. Meiner „Anfrage“, unser Boot frei zu geben, kamen sie auch
zögerlich nach. Bei dem durchreichen nach achtern streiften sie dann noch mit
ihrem Positionslicht unsere Heckreling. Die Reling war stärker und somit
trennten sich sauber Positionslicht und etap voneinander. Das abgetrennte Licht
warf ich gekonnt dem vorderen Besatzungsmitglied der etap zu. Wider erwartend
fang er es auch.

Wir hatten somit
frei Fahrt in die Schleuse. In der Schleuse dann endlich deutlich weniger
Wasserbewegung. Das Anlegemanöver gelang auch hier sehr gut. Zu unserer großen
Verwunderung fuhren auch unsere „Freunde“ der etap mit in die Schleuse ein.
Irgendwie hatten sie den Motor kurzzeitig wieder flott bekommen und hatten es
geschafft. Da ich ja kein Unmensch bin und unser Boot sicher angeleint war, half
ich der Crew bei deren Anlegemanöver.

Nach der Schleuse
das unglaubliche Phänomen, dass das Wetter sich schlagartig änderte und die
Sonne uns das erste Mal an diesem Tag anblinzelte. Wunderbar. Alex war froh,
dem Ijsselmeer entkommen zu sein und spätestens mit Einfahrt in die Box 198 der
Marina Stavoren waren die meisten Strapazen schon wieder vergessen.

Die an- und
ausgesprochene Entschuldigung und mein reumütiger Hinweis auf einen versauten
Urlaubstag wurde wohlwollend hingenommen.

Wieder einmal ein
Segeltag mit bleibenden Erinnerungen und viel Gewinn auf der Erfahrung - Haben
- Seite.

Ich kann nur
hoffen, meine Familie nicht für das Ijsselmeer verdorben zu haben. Einen
zweiten Versuch werde ich sicherlich starten !

 

Patrick

 

 

 


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© Patrick Görlitz